2016 wurde der Menschenfeind nach Motiven von Molière im Tik Süd aufgeführt. 2016, kurz nach der sogenannten “Flüchtlingskatastrophe”, als die rechten Kräfte Europas sich neu formierten und erstarkten, die AfD in Deutschland massiv an Stimmen und Aufmerksamkeit gewann, im Jahr des Brexit-Referendums und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Die Inszenierung verschränkte die gesellschaftspolitischen Themen dieser Zeit mit Moilères Text aus dem 17. Jahrhundert, in dem höfische Heuchelei, ein negatives Menschenbild und die unglückliche Beziehung der Hauptfigur Alceste zur kokettierenden Célimene verhandelt werden. Die Inszenierung thematisierte Fragen zu Rassismus, Sexismus, Gentrifizierung, Politik als theatraler Inszenierung und Historisierung.
Fünf Jahre später wollen wir, das Team von 2016, im Rahmen des 60-jährigen Jubiläums des Tiks aus einer (selbst-)kritischen Perspektive unsere Arbeit erneut anschauen und prüfen: Wie haben wir die Themen damals auf der Bühne verhandelt? Wie hat sich die Gesellschaft in den letzten fünf Jahren (weiter-)entwickelt und verändert? Wie hat sich unsere persönliche Art und Weise verändert, mit den Themen ästhetisch umzugehen? Können wir uns überhaupt einer vergangenen, flüchtigen Aufführung nähern?
tik-Premiere: 11.06.2016
Projektleitung/Regie: Richard-Haufe-Ahmels und Kaya Wittrock
Die Veranstaltung findet aufgrund der aktuellen Pandemielage als Livestream statt.